Elagabal (* 204 wahrscheinlich in Rom; † 11. März 222 in Rom) war vom 16. Mai 218 bis zu seiner Ermordung römischer Kaiser.
Ursprünglich hieß er Varius Avitus Bassianus. Seine Eltern waren S. Varius Marcellus und lulia Soaemias, die Nichte der Kaiserin lulia Domna. Damit stammte der junge Mann aus einem ehrwürdigen Geschlecht von Königen und Priestern. Als Kaiser nannte er sich Marcus Aurelius Antoninus, um wie sein angeblicher Vater Caracalla an die Antonine anzuknüpfen. Der Name Elagabal, den der von ihm verehrte Gott trug, wurde dem Kaiser erst lange nach seinem Tod beigelegt.
Elagabal verbrachte seine Kindheit in Rom am Kaiserhof. Während der Statthalterschaft seines Vaters in Numidien wurde er von seiner Großmutter und seiner Mutter erzogen.
Seine Lebensverhältnisse änderten sich, nachdem der im Heer beliebte Kaiser Caracalla am 8. April 217 auf Veranlassung des Prätorianerpräfekten Macrinus ermordet worden war. Macrinus, der Caracallas Nachfolger wurde, verbannte Julia Maesa in ihre Heimatstadt Emesa. Zusammen mit ihr mussten auch ihre Tochter Julia Soaemias und ihr Enkel Elagabal den kaiserlichen Hof verlassen. So kam der dreizehnjährige Varius Avitus (Elagabal) nach Emesa. Dort übernahm er gemäß der Familientradition die Würde eines Elagabal-Priesters, die er bis zu seinem Tod beibehielt. Damals soll er durch außergewöhnliche körperliche Schönheit Eindruck gemacht haben. (Den Namen „Elagabal“, der dem Gott vorbehalten war, hat er selbst nie getragen und auch von seinen Zeitgenossen nicht erhalten. Die aus falscher Etymologie entstandene Namensform „Heliogabalus“ ist für den Kaiser erst in Quellen des 4. Jahrhunderts bezeugt) Die Verbannung der Julia Maesa erwies sich bald als schwerer Fehler, denn in Emesa verfügte sie über Vermögen und Einfluss und hatte reichlich Gelegenheit zur Agitation gegen Macrinus, der bei den Soldaten wegen seiner Sparmaßnahmen unbeliebt war. Da das Heer Caracalla ergeben war, hatte Macrinus seine Beteiligung an dessen Ermordung verheimlichen müssen. Nun wurde Elagabal als unehelicher Sohn Caracallas ausgegeben. Damit und durch finanzielle Anreize ließ sich eine in der Nähe stationierte Legion, die Legio III Gallica, dazu bewegen, Elagabal am 16. Mai 218 zum Kaiser auszurufen, womit die Rebellion gegen Macrinus begann. Elagabal nahm, um seine dynastische Legitimation herauszustreichen, den offiziellen Kaisernamen Marcus Aurelius Antoninus an, den bereits Caracalla getragen hatte.
Gegen das Lager der Legio III, in dem sich Elagabal aufhielt, gingen Truppen des Macrinus unter dem Befehl des Prätorianerpräfekten Ulpius Julianus vor. Unter ihnen waren Mauren, die zu Macrinus hielten, da er aus ihrer Heimat stammte. Ein Sturmangriff der Mauren auf das Lager scheiterte. Darauf gelang es den belagerten Aufständischen, die Belagerungsstreitmacht zum Frontwechsel zu bewegen, indem sie auf die angebliche Abstammung Elagabals von Caracalla hinwiesen und Belohnungen in Aussicht stellten. Die Belagerer töteten ihre Offiziere und gingen zu Elagabal über, und die Rebellion weitete sich aus. Macrinus, der sich wegen des kürzlich beendeten Kriegs gegen die Parther noch in der Provinz Syria aufhielt, versuchte in Apameia vergeblich, die dort zeitweilig stationierte Legio II Parthica durch großzügige Geldgeschenke und Versprechungen an sich zu binden. Nachdem man ihm den abgeschlagenen Kopf des Ulpius Julianus überbracht hatte, zog er sich nach Antiocheia zurück, und die Legio II schloss sich der Revolte an. Als Truppen Elagabals in Richtung Antiocheia vordrangen, musste sich Macrinus zum Kampf stellen. Den Kern seiner Streitmacht bildete die Prätorianergarde.
Am 8. Juni 218 kam es in der Nähe von Antiocheia zur Entscheidungsschlacht, die Macrinus verlor. Er wurde auf der anschließenden Flucht gefangengenommen und getötet. Elagabals Großmutter und Mutter waren auf dem Schlachtfeld anwesend und trugen nach der Schilderung des Zeitgenossen Cassius Dio wesentlich zum Sieg bei, indem sie in einer kritischen Kampfphase die schon fliehenden Truppen zum Standhalten bewogen. Da es beiden Heeren an kompetenter Führung mangelte, verlief die Schlacht chaotisch
Nach seinem Sieg machte sich Elagabal auf die Reise nach Rom. Unterwegs kam es zu einem Konflikt mit seinem Erzieher Gannys. Gannys, der zu Elagabals verwitweter Mutter in einem eheähnlichen Verhältnis stand, hatte bei der Organisation des Aufstands gegen Macrinus eine maßgebliche Rolle gespielt. Sein Versuch, auf den jungen Kaiser Einfluss zu nehmen, führte zu einem tödlichen Machtkampf; Elagabal soll Gannys eigenhändig getötet haben.
Erst im Sommer 219 traf Elagabal in Rom ein. In Anbetracht seines Alters übte seine Großmutter Julia Maesa faktisch die Regentschaft aus. Große Schwierigkeiten ergaben sich aber aus dem ausgeprägten Eigenwillen des jugendlichen Kaisers. Schon seine demonstrative Anknüpfung an seinen angeblichen Vater Caracalla brachte ihn in einen Gegensatz zur senatorischen Führungsschicht, die zu Caracalla in Opposition gestanden hatte. Der Senat hatte Caracallas Tod bejubelt und im Bürgerkrieg für Macrinus Partei ergriffen sowie Elagabal zum Staatsfeind erklärt. Manche Münzbildnisse Elagabals zeigen eine zweifellos beabsichtigte Ähnlichkeit mit denen Caracallas und offizielle Dokumente nehmen auf seine fiktive Abstammung Bezug.
Elagabal versuchte sich eine Machtbasis zu schaffen, indem er Männer niederer Herkunft aus seiner Umgebung in hohe Ämter beförderte, was ihm in konservativen aristokratischen Kreisen sehr verübelt wurde. Zu diesen führenden Persönlichkeiten seiner Herrschaftszeit gehörte Publius Valerius Comazon, der ursprünglich Tänzer und Komödienschauspieler gewesen sein soll, dann eine militärische Karriere machte, beim Aufstand gegen Macrinus eine wichtige Rolle spielte und schließlich unter Elagabal Prätorianerpräfekt, zusammen mit dem Kaiser ordentlicher Konsul und dreimal Stadtpräfekt wurde.
Der neue Herrscher war nicht bereit, auf die Vorrechte des Senats und die Sitten und Interessen der führenden Kreise Rücksicht zu nehmen, sondern hielt sich, obwohl er in Rom aufgewachsen war, an die Gepflogenheiten seiner orientalischen Heimat. So brüskierte er die Stadtrömer, indem er orientalische Priestertracht trug
Bei der stadtrömischen Bevölkerung versuchte sich der Kaiser durch großzügige Geldgeschenke und viele Feste, Wettkämpfe und Schauspiele beliebt zu machen. Damit war er möglicherweise zeitweilig erfolgreich, doch in der Führungsschicht waren er und seine Mutter verhasst. Besonderen Anstoß erregte der Aufstieg eines Günstlings des Kaisers namens Hierokles. Hierokles, ursprünglich ein Sklave aus Karien, war dem Kaiser als Wagenlenker aufgefallen und erlangte dann am Hof großen Einfluss, was auf ein sexuelles Verhältnis zum Herrscher zurückgeführt wurde. Elagabal soll sogar erwogen haben, ihn zum Caesar zu erheben. 219 heiratete er dann eine vornehme Römerin, Julia Cornelia Paula, die er aber im folgenden Jahr verstieß. Eine zweite Ehe schloss er mit der Vestalin Julia Aquilia Severa, was aus römischer Sicht eine unerhörte Provokation war, denn auf Missachtung der Keuschheitspflicht einer Vestalin stand traditionell die Todesstrafe. Auf Drängen seiner Großmutter trennte er sich 221 von der Vestalin und ging eine dritte Ehe mit Annia Faustina ein, kehrte aber noch vor dem Ende des Jahres zu Aquilia zurück.
Alle drei Frauen Elagabals führten den Titel Augusta und sind auf Münzen als Kaiserinnen bezeugt. Möglicherweise ging Elagabal in seiner vierjährigen Regierungszeit noch eine oder zwei weitere Ehen ein.
Auf die Reichsverwaltung, für die sich Elagabal anscheinend wenig interessierte, scheinen sich die Turbulenzen in Rom kaum ausgewirkt zu haben. Außenpolitisch herrschte Ruhe. Es kam allerdings wiederholt zu Soldatenaufständen, die rasch niedergeschlagen wurden; die beiden wichtigsten (Ausrufung der Gegenkaiser Verus und Gellius Maximus, beide 219) ereigneten sich bezeichnenderweise in Syrien, wo man das militärische Machtvakuum deutlich vor Augen hatte, das nach dem Tod Caracallas eingetreten war.
Julia Maesa erkannte, dass sich Elagabal unter den gegebenen Umständen nicht auf Dauer an der Macht halten konnte, und bereitete eine Alternative vor. Sie hatte neben Julia Soaemias noch eine jüngere Tochter, Julia Mamaea. Es gelang ihr durchzusetzen, dass Julia Mamaeas Sohn Alexander am 26. Juni 221 von Elagabal adoptiert und mit dem Titel Caesar zum (nominellen) Mitregenten erhoben wurde.
Damit war Alexander zugleich zum Nachfolger seines kaiserlichen Vetters designiert.
Der neue Mitregent war am 1. Oktober 208 geboren, also noch nicht dreizehnjährig. Dennoch war er schon bei den Soldaten beliebt, da für ihn Propaganda gemacht wurde. Es konnte Elagabal nicht verborgen bleiben, dass die Nachfolgeregelung entweder auf seinen Sturz abzielte oder zumindest von einem baldigen Ende seiner Herrschaft ausging. Daher versuchte er den Caesar abzusetzen, musste aber erkennen, dass seine Macht dafür schon nicht mehr ausreichte. Wiederholt unternahm er Anschläge auf das Leben seines Vetters. Damit zeichnete sich ab, dass nur einer der beiden überleben konnte. Da Elagabal militärischer Rückhalt fehlte, war der Konflikt für ihn aussichtslos.
Meuternde Soldaten, die von seiner Tante Julia Mamaea gesteuert wurden, ermordeten ihn und seine Mutter am 11. März 222. Der Leichnam des Kaisers wurde geschändet und in den Tiber geworfen, und der Senat beschloss die damnatio memoriae. Alexander wurde sofort als Kaiser anerkannt. So konnte Julia Maesa vorerst über ihren anderen Enkel den Fortbestand der syrischen, nur dem Namen nach severischen Dynastie sichern.
Für die antike und die neuzeitliche Nachwelt wurde der Name Elagabal zum Symbol für Lasterhaftigkeit und Dekadenz der römischen Kaiserzeit sowie verhängnisvolle orientalische Kultureinflüsse. Die moderne Forschung hat sich aber von solchen klischeehaften Vorstellungen befreit und zeichnet ein differenziertes Bild. Ein schwerer Konflikt zwischen konservativem Römertum und der syrischen religiösen Tradition, die der jugendliche Kaiser in Rom einführen wollte, überschattete seine kurze Regierungszeit.
Münzgeschichte:
Es ist verwunderlich, dass die egomanische Verehrung, die Elagabal seinem Sonnengott entgegenbrachte, nicht mehr Niederschlag fand in seiner Münzprägung. Insbesondere der ihm so wichtige Titel eines Priesters des unbesiegten Sonnengottes Elagabal fand nie Eingang in die ofFizielle Kaisertitulatur auf der Vorderseite. Stattdessen übernahm der Kaiser die Titulatur des Caracalla. Folgende Rückseitendarstellungen können mit dem Sonnenkult in Verbindung gebracht werden: INVICTVS SACERDOS, SVMMVS SACERDOS und SACERD DRI SOLIS ELAGAB, SANCT DEO SOLI ELAGABAL sowie die zahlreichen DarStellungen des Sol. Man hat in dem sogenannten „Hörn“ des Elagabal einen weiteren Hinweis auf orientalische Fruchtbarkeitsriten sehen wollen, indem man dieses Hörn als einen getrockneten und ausgestopften Stierpenis erklärte. Unter Elagabal arbeiteten mehrere Münzstätten. Neben der in Rom, wurde auch im Osten geprägt, vermuthch in Antiochia, wobei man eine Emission Nikomedia zuweisen will. Die Prägungen aus dem Osten werden charakterisiert durch eine größere Sorglosigkeit in der Ausführung, die sich insbesondere am „expressionistischen“ Stil der Haare zeigt. Es ist nicht immer leicht, die Münzen des Elagabal von Jugendporträts des Caracalla zu unterscheiden. Mit etwas Übung gelingt es am besten, wenn man ;ich auf das Detail des Auges konzentriert. Während die Augenpartie des Caracalla sorgfältig realistisch gehalten ist, findet man auf den Münzen des Elagabal das Auge stark vergrößert und betont. Denare des Elagabal sind häufig, Antoniniane ein wenig seltener.
Legenden:
ANTONINVS PIVS FEL(IX) AVG,
IMP ANTONINVS (PIVS) AVG, IMP CAES (M AVR) ANTONINVS (PIVS) AVG.
Büste: n. r., mit Lorbeerkranz oder mit Strahlenkrone, drapiert und / oder gepanzert, gelegentlich mit „Horn“.
Quelle: Kankelfitz, Kampmann, Moneta Romana & Wikipedia